Auch im Jahr 2023 haben wir gemeinsam viele spannende Aktionen durchgeführt.

 

Der Winter startete mit einer Vortragsreihe zum Berufseinstieg im „grünen“ Bereich, bei dem Vortragende aus einem Landschaftsplanungsbüro, einer Unteren Naturschutzbehörde, der Wissenschaft, der „Selbstständigkeit“ (Natur- und Wildtierführer, Landschaftspflege-Dienstleistungen und Baumkletterer) sowie dem LBV dabei waren. Zusammen mit dem Freisinger Kino und der LBV-Kreisgruppe organisierten wir, ebenfalls im Winter, die Vorstellung des Films „Vogelperspektive“ mit anschließender Diskussionsrunde.

 

Gemeinsam lernten wir auf verschiedenen Exkursionen mehr zu Libellen und Tagfaltern, Wasservögeln am Ismaninger Speichersee sowie Mauerseglern und Fledermäusen am Campus.

 

Für den Campus baute unsere Fledermaus-AG Fledermaus-Nistkästen und hängte diese dort auf. Zusammen mit Prof. Dr. Schäfer verteilten wir weiterhin Vogel-Nistkästen am Uni-Gelände und säuberten diese im Herbst.

 

Aktiv im Naturschutz wurden wir außerdem beim Monitoring von Rebhühnern in der Freisinger Umgebung zusammen mit der LBV-Kreisgruppe Freising und bei der Instandhaltung des Vogelbeobachtungsturmes im Freisinger Moos.

 

Ein abschließendes Highlight in dem Jahr war ein Team-Wochenende in Bad Feilnbach waren. Dort erkundeten wir die Sterntaler und Nicklheimer Filzen, die Vogelwelt am Chiemsee und begaben uns auf die Suche nach Feuersalamandern.

 

Hier ein paar Eindrücke zu unserer Tagfalter-Exkursionsreihe sowie zum Rebhuhn-Monitoring in 2023:

eins

Rebhuhnmonitoring im Biotopverbund Münchner Norden und im Freisinger Moos

Im zeitigen Frühjahr 2023 haben wir unsere Ohren gespitzt und nach Rebhühnern Ausschau gehalten. Wir, das sind 15 vom Rebhuhn begeisterte Mitglieder aus der LBV-Hochschul- und der LBV-Kreisgruppe Freising. Das Projekt und auch die Einbindung der Hochschulgruppe hat Dr. Christian Langebartels von der Kreisgruppe Freising angestoßen. Die Leitung übernahmen dann er und Dominik Richter (Hochshculgruppe). Unter der Anleitung von Dr. Christian Langebartels erhielten wir online eine Schulung und haben gemeinsame Probekartierungen durchgeführt, bei denen auch die Lautsprecher zum Abspielen der Klangattrappen getestet wurden.

 

Die Kartiermethodik wurde vom DDA (Dachverband Deutscher Avifaunisten) für das Rebhuhn im Rahmen des MsB („Monitoring seltener Brutvögel“) entwickelt. Neben der Erfassung von Rebhühnern im MsB gibt es noch das deutschlandweite Verbundprojekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern“ im Rahmen des Bundesprogramms für Biologische Vielfalt. Dieses Projekt dient dazu in ausgewählten Projektregionen großflächig Rebhuhnschutzmaßnahmen umzusetzen. Dazu muss aber zunächst einmal der Rebhuhnbestand vor Ort erfasst werden. Dies war auch die Aufgabe, die uns Freiwilligen zuteil wurde.

 

Das passende Zeitfenster zum Kartieren dieser selten gewordenen Feldvogelart ist eng, da die Hähne nur im Frühjahr ruffreudig sind, und obendrein vor allem 30 bis 60 Minuten nach Sonnenuntergang und vorzugsweise bei gutem Wetter. Unsere Kartierdurchgänge haben wir vom 27. Februar bis 7. März auf 40 Routen von je 1 bis 1,5 km Länge durchgeführt. Die Routen waren von der Bayerischen Vogelschutzwarte des LfU und vom DDA überprüft worden. Sie lagen mind. 500 m voneinander entfernt, um Doppelbeobachtungen zu vermeiden. Jede Route wird einmal begangen. Währenddessen wird die deutschlandweit standardisierte Klangattrappe in regelmäßigen Abständen abgespielt. Verortet werden die (akustischen) Beobachtungen in der App NaturaList während der Kartierung oder auf Papier und nachträglich auf ornitho.de.

 

Das Ergebnis unserer Kartierung ist recht eindeutig ausgefallen. Von 19 Routen im Freisinger Moos gab es nur eine Route mit Rebhuhn-Nachweis (1 rufender Rebhahn). Dagegen waren es im südlichen Projektgebiet 10 von 21 Routen mit Nachweis (insg. 27 rufende Rebhähne). Damit ergibt sich im Freisinger Moos eine Rebhuhn-Dichte von 0,06 Nachweisen/100 ha und im Biotopverbundgebiet südlich der A92 eine Dichte von 1,51 Nachweisen/100 ha. Im deutschlandweiten Vergleich ist die Rebhuhndichte im Freisinger Moos damit ähnlich niedrig wie das Projektgebiet mit der niedrigsten Dichte in der Uckermark. Im Biotopverbundgebiet südlich der A92 dagegen liegt die Rebhuhndichte im Mittelfeld. Die höchste Rebhuhndichte wurde 2023 im Wendland mit 3,50 Nachweisen/100 ha nachgewiesen.

 

Basierend auf diesen Ergebnissen wird 2024 ein weiteres Rebhuhnmonitoring durchgeführt mit Schwerpunkt auf dem Biotopverbundgebiet. Außerdem bieten die 2023 erhobenen Rebhuhnbestandsdaten die Grundlage für die Maßnahmenplanung und -umsetzung zum Schutz und zur Förderung des Rebhuhns durch den Landschaftspflegeverband Freising e.V. und den Heideflächenverein Münchner Norden e.V..

 

Allen Kartiererinnnen und Kartierern gilt hier nochmal unser Dank für ihr Engagement! Wir freuen uns schon auf 2024 :-)

 

Text und Grafiken: Dominik Richter, Christian Langebartels

 

zwei

Tagfalter-Exkursionsreihe mit dem Ökologen Mario Harzheim

Tagfalter weisen nicht nur eine reiche Formen- und Farbvielfalt auf, sondern übernehmen auch wichtige Leistungen wie das Bestäuben von Pflanzen. Da sie auf Umweltveränderungen empfindlich reagieren, stellen sie wichtige Bioindikatoren dar. Für den Naturschutz sind sie damit eine relevante Artengruppe.

 

Um in Zeiten schwindender Artenkenntnis jungen Studierenden vertiefte Artenkenntnis in dieser vielfältigen Artengruppe beizubringen, haben die beiden LBV-Hochschulgruppen Freising und München gemeinsam mit dem Ökologen Mario Harzheim im Jahr 2023 eine Tagfalter-Exkursionsreihe durchgeführt. Das Ziel der Exkursionen war es, unterschiedliche Arten in ihren jeweiligen Lebensräumen kennenzulernen. Zu Zwecken der Bestimmung durften die Tagfalter vorübergehend auch gefangen werden.

 

Bevor es losging, wurden im Frühjahr zwei Einführungsveranstaltungen durchgeführt. Der erste Teil behandelte die Systematik der Tagfalter und ihre allgemeine Biologie, zudem wurde ein Überblick über heimische Ritter- und Edelfalter gegeben. Der zweite Teil beschäftigte sich mit den heimischen Dickkopffaltern, Weißlingen, Würfelfaltern und Bläulingen sowie dem Schutz und der Gefährdung der Artengruppe.

 

Die erste Exkursion fand im Mai statt und führte uns in die Wälder bei Oberschleißheim. Auf den Waldlichtungen fanden sich Arten wie Gelbwürfeliger Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon) und Silberfleck- sowie Braunfleckiger Perlmutterfalter (Boloria euphrosyne bzw. Boloria selene). Spannend war es, die Eiablageplätze und Fraßverhalten dieser und weiterer Arten wie zum Beispiel Veilchen (Viola species) für die Gattungen Argynnis und Boloria sowie die Reaktion der Arten auf Eingriffe kennenzulernen.

 

Anfang Juni besuchten wir die Fröttmaninger Heide. Hier trafen wir typische Vertreter dieses Lebensraums wie Idas-Bläuling (Plebejus idas) und Himmelblauer Bläuling (Lysandra bellargus) sowie Dickkopffalter wie Kleiner Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus malvae). Auch hier lernten wir Wissenswertes über die Ökologie der Arten, wie den Bedarf an Schmetterlingsblütlern als Raupenfutterpflanzen bei den genannten Bläulings-Arten. Unser Ökologe erklärte uns Wissenswertes zu Ausgleichsmaßnahmen und Referenzflächen, sowie zur Problematik der Vergrasung der Flächen aufgrund der Schafbeweidung. Auf unserem Weg konnten wir spontan auch die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) und vereinzelte Libellenarten bewundern.

 

Einen gänzlich anderen Lebensraum bildete die Exkursion zum Kirchseemoor im Juni ab. Aufgrund der diesjährigen Witterungsbedingungen flogen Zielarten wie der Hochmoor-Bläuling (Agriades optilete) und der Natterwurz-Perlmutterfalter (Boloria titania) noch nicht. Jedoch fanden sich auf den extensiv bewirtschafteten Wiesen und den Hochmoorflächen Arten wie unter anderem Wegerich- (Melitaea cinxia) und Wachtelweizen-Scheckenfalter (Melitaea athalia) sowie Braunfleckiger Perlmutterfalter (Boloria selene) und Randring-Perlmuttfalter (Boloria eunomia). Diese weisen morphologisch ein ähnliches Aussehen auf, die Teilnehmenden erlangten nach einiger Zeit des Bestimmens aber immer mehr Sicherheit im Unterscheiden dieser Spezies. Auch hier erhielten wir viele Informationen zu Ökologie und Schutz der Arten sowie auch zu deren Besonderheiten, zum Beispiel der zwei ökologischen Formen des Skabiosen-Scheckenfalters (Euphydryas aurinia).

 

Anfang Juli kehrten wir in die Wälder Oberschleißheims zurück, um auch die spät fliegenden Tagfalterarten kennenzulernen. Besonderheiten dieses Gebiets sind Gelbringfalter (Lopinga achine) und Brauner Eichen-Zipfelfalter (Satyrium ilicis), wovon aufgrund der kühlen Temperaturen nur der Gelbringfalter aufzufinden war. Diese stark gefährdete Art kommt im Flachland Bayerns nur an wenigen Orten vor und benötigt frische bis feuchte, gleichzeitig lichte Wälder als Lebensraum. Hinzu kamen noch einige häufigere Arten wie das Weißbindige Wiesenvögelchen (Coenonympha arcania) sowie eine markante Raupe, die sich als Kleines Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia), ein Nachtfalter, entpuppte.

 

Die abschließende Exkursion führte uns auf eine Alm in Bayrischzell. Die Highlights der Tagfalter waren hier Mittlerer Perlmutterfalter (Fabriciana niobe), Wundklee-Bläuling (Polyommatus dorylas) und Thymian-Ameisenbläuling (Phengaris arion). Ersterer war früher auch außerhalb der Alpen weit verbreitet, hat sich in Bayern aber aufgrund des Rückgangs großflächigen, mageren Grünlands weitgehend in die Alpen zurückgezogen.

 

Das Feedback zur Exkursionsreihe war sehr positiv, viele Teilnehmende schätzten es sehr, Tagfalter in unterschiedlichen Lebensräumen kennenzulernen. Durch das Bestimmen im Feld konnte die Artenkenntnis ausgebaut und das Bewusstsein für Gefährdung und Schutz der Tagfalter gefördert werden. Sehr gelungen war auch die Zusammenarbeit zwischen den beiden Hochschulgruppen. Einen großen Dank an unseren Ökologen Mario Harzheim & Kristin Szydlik von der LBV-Hochschulgruppe für die Planung und fachkundige Durchführung der Exkursionen sowie an die Regierung von Oberbayern für die Möglichkeit, besondere Arten in ihren Lebensräumen erfassen zu können. Wir freuen uns sehr auf weitere gemeinsame Unternehmungen!

 

 

Eine Auswahl unserer Beobachtungen könnt ihr auch hier einsehen:

 

Exkursion 1: https://www.inaturalist.org/observations?on=2023-05-20&order=asc&place_id=any&user_id=stefan_kreitmeier&verifiable=any

 

Exkursion 2: https://www.inaturalist.org/observations?on=2023-06-04&order=asc&place_id=any&user_id=stefan_kreitmeier,jo_funk&verifiable=any,any

 

Exkursion 3: https://www.inaturalist.org/observations?on=2023-06-10&order=asc&place_id=any&user_id=stefan_kreitmeier,dominik_richter&verifiable=any

 

Exkursion 4: https://www.inaturalist.org/observations?on=2023-07-01&order=asc&order_by=observed_on&place_id=any&user_id=aron_mit_einem_a&verifiable=any

 

 

Text: Aron Hengelein, Stefan Kreitmeier; Fotos: Textautoren & Johanna Funk, Mario Harzheim