Das Rebhuhn – Projekt

Das Rebhuhn ist ein bodenlebender Hühnervogel offener Graslandschaften und Felder und in Deutschland ein Kulturfolger in der genutzten Landschaft. Bis in die siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts war das Rebhuhn einer der häufigsten Vögel in der Agrarlandschaft. Seitdem ist aber ein katastropha-ler Einbruch des Bestandes zu verzeichnen, seit 1980 in Deutschland um mehr als 80%. Als Ursachen sind der Rückgang an kleinteilig strukturierter Agrarlandschaft, Verluste durch Prädatoren wie dem Fuchs sowie der Einsatz von Herbiziden und Insektiziden in der Landwirtschaft zu nennen.

 

Kreisgruppe und Hochschulgruppe Freising planen, gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Freising und dem Heideflächenverein Münchner Nor-den Lebensräume für Rebhühner und andere Arten der Agrarlandschaft zu schaffen und aufzuwerten. Um die Ausgangssituation zu beschreiben, kon-zentrierten wir uns im Frühjahr 2023 auf die Gebiete des Landkreises, in denen die höchsten Populationsdichten anzunehmen waren. Dies betraf vor allem das Gebiet auf den flachgründigen Böden der Garchinger Schotterzunge. Hier finden sich die Naturschutzgebiete (NSG) „Garchinger Heide“, „Echinger Lohe“ sowie „Mallertshofener Holz mit Heiden“. Da zudem Meldungen über Rebhuhn-Vorkommen südlich der Gemeinde Pulling vorlagen, wurde auch das Freisinger Moos in die Untersuchungen eingeschlossen. Damit wurde das gesamte Offenland-Gebiet mit mehr als 75 km2 Ausdehnung zwischen Freising und Garching erfasst. Gleichzeitig stellt das Vorhaben eines der südlichsten Projekte des deutschlandweiten Projekts „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern“ in Deutschland und Bayern dar.

 

Als Monitoring-Methode wurde eine Linienkartierung verwendet. Dabei wurden 40 Zählrouten von 1.0 bis 1.5 km Länge unter regelmäßigem Einsatz einer Klangattrappe einmalig abgelaufen und die Rebhuhnbeobachtungen mit Hilfe der App NaturaList im Gelände oder im Portal ornitho.de im Nach-gang zur Geländeerfassung verortet. Entsprechend der Ruffreudigkeit der Hähne fanden die Begehungen bei gutem Wetter und in einem engen Zeit-fenster zwischen Ende Februar und Mitte März 2023 statt. Insgesamt waren 15 Kartierer von Kreisgruppe und Hochschulgruppe des LBV Freising im Einsatz. Alle Begehungen erfolgten 30 bis 60 min nach Sonnenuntergang.

Abb. 1: Überblick über die Routen im Biotopverbund südlich von Eching und Neufahrn (Routen 1 – 20) sowie im Freisinger Moos (21 – 40). Die Anzahl der Balzreviere von Rebhühnern ist direkt neben den entsprechenden Routen mit roten Kreisen dargestellt, z.B. 1 Balzrevier auf Route 24. Nullzählungen sind an nicht ausgefüllten Kreisen zu erkennen.

 

In der Abbildung 1 ist ein Überblick über die gewählten Routen im Gebiet des Biotopverbundes und im Freisinger Moos und sowie die entsprechenden Rebhuhn-Nachweise, meist rufende Rebhähne in Balzrevieren, dargestellt. Insgesamt wurden 28 Beobachtungen gelistet.

 

Es ist ein fundamentaler Unterschied in der Anzahl rufender Hähne zwischen dem Biotopverbund - Gebiet südlich von Eching und Neufahrn (oben, An-zahl 27) und dem Freisinger Moos (unten, Anzahl 1 zu sehen. Im Süden waren von 21 Routen zehn mit rufenden Rebhähnen zu verzeichnen (d.h. 48%), im Norden fand sich auf 19 Routen nur eine mit Nachweis (5%). Insgesamt variiert also die Rebhuhn-Dichte zwischen den beiden Gebieten sehr stark, mit ca. 0.1 Nachweisen pro 100 ha im Freisinger Moos und ca. 1,5 Nachweisen pro 100 ha im Biotopverbundgebiet. In letzterem Gebiet gelangen im Mittel 1.3 Rebhuhn-Nachweise pro Zählroute. Die höchste Anzahl (6 Balzreviere) wurde auf der Route Re-BY-032 gefunden, welche durch Trittsteinbiotope zwi-schen zwei Naturschutzgebieten, Äcker sowie durch drei (z.T. aufgelassene) Kiesgruben gekennzeichnet ist. Hier wurden auch bei einem Testlauf am Nachmittag 10 auffliegende Rebhühner gesichtet.

 

Im Vergleich mit den Ergebnissen für die 13 Projektgebiete des deutschlandweiten Rebhuhn-Monitorings 2023 zeichnete sich das Biotopverbund-Gebiet durch mittlere Rebhuhn-Dichten aus, die auch z.B. im Thüringer Becken, im Hessischen Ried und am Dümmer erreicht wurden. Verglichen mit den Projektgebieten mit den höchsten Rebhuhn-Dichten Wetterau/Gießener Land mit 4,49 sowie Wendland mit 4,61 sind noch deutliche Verbesserungen möglich. Mit dieser ersten Erfassung sind wir sehr gut für das Rebhuhn-Projekt mit LPV Freising und Heideflächenverein aufgestellt. Wir gehen davon aus, dass neben der Zielart Rebhuhn viele weitere Arten von den geplanten Projekt-Maßnahmen wie reich strukturierte Ackerflächen mit Rainen, Vergrößer-ung des Brachflächenanteils und Förderung von Hecken profitieren. Dazu gehören bei den Vögeln Wachtel, Dorngrasmücke, Bluthänfling, Feldlerche, Goldammer, Neuntöter und Turmfalke sowie Insekten, Feldhamster und Feldhase.

 

Am Rebhuhn – Projekt wirkten die folgenden Kartiererinnen und Kartierer mit: Veronika Eisenrieder, Simone Gröger, Michael Hemauer, Aron Hengelein, Corinna Kapfenberger, Gudrun Ponse, Helena Rau, Michael Sach, Boas Steffani, Julia Windl und Samuel Winter. Für wertvolle Ratschläge zum Rebhuhn-Monitoring bedanken wir uns bei der LBV Kreisgruppe Pfaffenhofen, für die Unterstützung bei der Anmeldung der Routen bei Thomas Rödl, Bayerische Vogelschutzwarte, bei Herrn Vestner und anderen Jägern für die Hinweise zu Rebhuhnketten sowie für die Förderung dem Landschaftspflegeverband Freising, dem Heideflächenverein Münchner Norden und der Unteren Naturschutzbehörde Freising.